Blasius Maltzahn

Als Blasius Maltzahn 1967 in Hilden das Licht der Welt erblickt, ist seinen Eltern schnell bewusst, dass er Feuer in sich hat. Aus diesem Grund fördern sie ihn im Alter von sechs Jahren mit musikalischer Früherziehung. Dort lernt er das Glockenspiel und wie man Noten liest. Spielplätze haben für ihn keinen Reiz und so nutzt er die Orgel seines Vaters, um die starken Energien, die schon früh in ihm aufflammen, in Harmonie umzuwandeln. Das erste Lied, dass er darauf spielt, ist Beethovens „Ode an die Freude“.

Um die Trennung seiner Eltern zu verarbeiten, macht er sich die Musik zur Lebensaufgabe. „Wenn ich meine Augen schließe und die Lippen an meine Trompete ansetze, befinde ich mich jedes Mal in einer schönen Welt“, beschreibt er heute das Gefühl, dass er dabei verspürt. In den 80er Jahren, als sich Blasius mitten in der Pubertät befindet, erblüht die Musikwelt um ihn herum und er fängt an, sich für Blues und Rock zu interessieren. Er lässt die Orgel links liegen und kauft sich ein altes Schlagzeug. Als Proberaum nimmt er die unbenutzte Sauna im Keller seiner Eltern.

Im Alter von 16 Jahren schwänzt er die Schule, um mit dem Original Sandberg Quintett zu Karneval in der Merkatorhalle vor 2000 Rentnern Oberkreiner-Lieder zu spielen. Neben seinem Schlagzeug punktet er dort mit Klarinette und Akkordeon. Parallel fängt er an, Gitarre zu spielen, da er die anderen Instrumente nicht vernachlässigen möchte. Die Abwechslung die er dabei verspürte rette ihn vor unwillkommener Langeweile. Zudem ergänzt er: „Je mehr Instrumente man spielen kann, desto besser kann man auch komponieren!“ So beginnt er schon in jungen Jahren seine eigenen Stücke zu schreiben.

Doch der Rebell in ihm sehnt sich nach Action. Er lässt seine Haare wachsen und sein inneres Tier auf der Bühne zum Leben erwecken. Die Power, die er dabei an seinem Schlagzeug auslässt, führt zum Rauswurf aus der Band und Blasius ist sich sicher, dass er neue Wege einschlagen muss. „Mit 18 hatte ich den ersten Liebeskummer, als mich meine erste Freundin verlässt“, erinnert er sich zurück. Um den Schmerz zu überwinden, verliert er sich immer mehr in seiner Gitarre und spielt schluchzend Blues.

Schnell merkt er, dass es auch anderen Musiker so ergeht und gründet mit seinen neuen Leidensgefährten die erste eigene Band. Rolf der Wolf und die Blueshunde. „Rolf der Wolf war ein richtig bekloppter Typ, der viel älter war als wir. Er war regelmäßig in der Klapsmühle, wo er dann Songtexte für uns schrieb“, lacht er. Die Band muss ihre Gigs immer wieder unterbrechen, da Rolf immer wieder weggesperrt wird.  „Das waren sehr wilde Zeiten. Immer wenn er rauskahm, rockten wir unsere Gigs!“, erzählt er.

Lieder wie „Feierabend“ oder „Harte Zeiten“ schreibt Rolf, während seiner Aufenthalte in der psychiatrischen Anstalt.  „Irgendwann war der Typ so durchgeknallt, dass er sich von uns trennte, und wir traten nur noch als die Blueshunde mit Texas Blues auf!“, berichtet er.

Weitere Bands folgen, unter anderem startet Blasius mit den Beatmakers durch. Eines Tages dann die Chance, ein Manager interessiert sich für die Truppe. Doch der 26-jährige Blasius steckt fest in einer Phase, in der er für die Liebe schreibt. Nicht bereit, seine Seele für den Erfolg zu verkaufen, und so beschließt er, Jazz zu spielen. „Früher konnte ich keinen Jazz ertragen. Die Klänge waren mir damals viel zu hektisch und nervenaufreibend. Es fiel mir schwer, zu glauben, dass Leute das als Musik bezeichneten“, sagt er. Letztendlich siegt sein Intellekt. Ihm wird klar, dass er das gesamte musikalische Universum verstehen muss, um sich weiterentwickeln zu können. Dabei muss er sich zwischen Klassik und Jazz entscheiden. „Ich war schon immer ein Musiker, der lieber improvisiert, als Noten abliest“, erklärt er.

Er beschließt, sich dem Jazz hinzugeben. Die Gitarre, die er bis dahin spielt, erscheint ihm nicht würdig genug, da ihm die Vorbilder fehlen. Eines Tages, als er Jed Baker hört, wird ihm bewusst, dass die Trompete sein nächster Weggefährte sein muss. „1994 kaufte ich mir eine russische Trompete auf dem Flohmarkt und fing mit 27 Jahren mit dem Unterricht an“, berichtet er stolz. „Anfangs hupte ich noch wie ein Vollidiot hinein, da ich nicht viel mehr als Furzgeräusche spielen konnte. Meine Mitmusiker sprangen sofort ab und sagten mir, ich sei verrückt, da die Trompete eines der schwierigsten Instrumente ist“, lacht er. Mit viel Schweiß und Blut schafft er es jedoch, seinen gewohnten Standard aufzuholen.

Insgesamt spielt Blasius in vielen Bands, bis er 2006 zusammen mit den Gangsta-Kollegen Peter Thoms und Rolf Springer die „Happy Gangstas“ gründet. Neben der Musik versucht er sich immer wieder, mit Gelegenheitsarbeiten verzweifelt über Wasser zu halten. Unter anderem als Aufzugsmonteur, Bauarbeiter, Teppichverleger, Reinigungskraft oder Blutläufer. Sein Leben ist immer wieder von Existenzängsten geplagt, doch einer Sache fehlte es nie: Langeweile!

„Ich halte Blasius für einen großartigen Menschen und Musiker, der stets das Gute im Sinn hat. Der Mann, den ich kenne, ist eine Person, die das Leben verstanden hat“ – Sofia Kröplin (Autorin)